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Thema:  An alle Traversenbauer...
Schreibdatum:  2007-04-16 16:37:02

Nachricht:
Hallo allerseits,

da hatte ich doch im Winter mit Hilfe einiger Kollegen eine Traverse zum Heben meiner TES gebaut, mit deren Hilfe ich mein Schiff in unserer Halle heben konnte.

Letzten Samstag haben wir damit die TINKA meines Schwagers ebenfalls heben wollen. Die wiegt ca. 2,6 t, also einiges mehr als unsere AVALON. Eigentlich hätte die Traverse auch dieses Gewicht heben sollen, aber wie das so ist....

Wir haben das Schiff eine Handbreit über den Trailer gehoben, dann (ich bin ja vorsichtig) kräftig an der ganzen Konstruktion gerüttelt. Ein paar Sekunden später senkte sich das Schiff wieder zurück auf den Trailer. Schiff, Trailer und uns ist nix passiert! Der Kran hat gehalten, aber die Längstraverse hat sich verbogen. Das verwendete Material war zu schwach.

Sollte jemand auf die Idee kommen, sich auch so eine Traverse zu bauen, dann bitte noch stärkeres Material verwenden als ich es genommen habe. IPE120 ist zu schwach!!! Vermutlich kann die Konstruktion die durch das "schief" vom Trailer hochziehen entstehenden Kräfte nicht ab.

Ausserdem rate ich dringend dazu, noch diagonale Verstrebungen vorzusehen - ich werde die auch noch zusätzlich anschweissen.

Wir haben den verbogenen Träger jetzt gegen einen stärkeren ausgetauscht.

Viele Grüße
Reinhard

So, und jetzt dürfen alle Skeptiker schreiben, dass sie es ja schon immer gewusst haben.... :-D


Schreibdatum:  2007-04-16 18:58:30

Nachricht:
Hallo Reinhard,
danke für den Tipp! Ich finde es wichtig, dass wir hier auch über misslungene Konstruktionen und Manöver berichten. Es ist ja bekannt dass man am Besten aus Fehlern lernt und es müssen ja nicht immer die eigenen sein. Besserwisser und Schadenfrohe können ja im Yacht-Forum ihren Senf ablassen.


Schreibdatum:  2007-04-17 12:23:51

Nachricht:
Hallo Reinhardt,

Hätte ich nicht erwartet. Da muss ich direkt mal die Traverse in unserem Verein nachmessen. Der Doppel-T-Träger war 120 mm hoch?

Gruss

K-H


Schreibdatum:  2007-04-17 14:35:31

Nachricht:
Hallo Harl-Heinz, die Traverse bestand im Wesentlichen aus drei "mittelbreiten I-Träger nach DIN 1025 IPE Reihe 120" jeweils 2700 mm lang. (zum Nachmessen: 120 mm hoch, 64 mm breit) Die beiden Längsrohre zur Versteifung sind Hydraulikrohre 42x3 DIN 2391. Und weils am Anfang mal diskutiert wurde: Die Schweissnähte haben alle gut gehalten. Kein Riss, nix! Du musst allerdings berücksichtigen, dass meine Konstruktion aus Platzgründen nach oben nur einen einzigen Aufhängepunkt in der Mitte des Längsträgers hat. Da hängt das gesamte Gewicht an dem einen Punkt! Wenn man mehr Platz hat, und mehrere Aufhängepunkte (z.B. über Ketten verteilt) zu einem Kranhaken führt, verteilt sich das Gewicht auf eben diese mehreren Punkte und die Belastung ist nicht so groß wie hier. Viele Grüße Reinhard[addsig]


Schreibdatum:  2007-04-17 18:05:47

Nachricht:
Hallo Reinhard,
unsere Traverse sieht ganz genauso aus, mit nur einem Aufhängepunkt für den Haken. Das macht mich nervös und deshalb will ich die Profile mal nachmessen.

Gruss

K-H


Schreibdatum:  2007-04-18 12:14:00

Nachricht:
Der verwendete Träger IPE 120 ist bei dem gezeigten Lastfall etwas "mikrig". Zumindest für den Hauptträger, der ja die gesamte Last tragen muss.

Wenn man nur statische Lasten unterstellt ergibt sich bei den gewählten Abmessungen und bei einer angesetzten Sicherheit von 1,5 eine maximal zulässige Last von 1.950 daN (entspricht etwa 1,95 to für Normalos). Damit musste der Träger aufgrund der Überlast beim anderen (schwereren Boot) einknicken.

Aufgrund der beim Heben auftretenden dynamischen Lasten sollte der Sicherheitsfaktor wesentlich höher gewählt werden.

Ausweg könnte eine andere Trägerversion sein. Die Biegewiderstandsmomente kurz im Vergleich:
IPE120 (wurde verwendet): 53,0 cm³
IPBl120: 106 cm³
IPB120: 144 cm³
oder für Sicherheitsfanatiker IPBv120: 288 cm³

Abstrebungen würden nur das Ausknicken verhindern und dürften von der Statik her schwer nachzurechnen sein (für schlichte Ingenieure).

Gruß

Robert




Schreibdatum:  2007-04-18 16:51:28

Nachricht:
Hallo Robert,

danke für Deine Ausführungen.
Ich werde das mal mit unseren Leuten besprechen, wenn wir das Ding verstärken.

Beim nächsten mal werde ich vorher hier fragen :-D
Hier werden Sie geholfen...

Viele Grüße
Reinhard


Schreibdatum:  2007-04-18 16:51:30

Nachricht:
Hallo Robert,
meine Mechanik 2-Vorlesung ist schon fast 30 Jahre her und ich kann mich an nichts mehr erinnern; aber ich habe vollstes Vertrauen in dich.

Gruss

K-H


Schreibdatum:  2007-04-19 08:19:37

Nachricht:
Hallo Reinhard, hallo Karl-Heinz,

auch meine Mechanik-Vorlesungen liegen nun schon über 25 Jahre zurück. Aber der damals bei magerem Studenteneinkommen für teures Geld gekaufte Dubbel (14. Auflage!) dürfte ja noch immer Gültigkeit haben.
Der vorhandene Lastfall ist ja auch nicht gerade eine Herausforderung: M(max)=F*l/4.
Die Lastberechnung bezog sich übrigens auf Baustahl St37.

Gruß

Robert






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